Zirkadianer Rhythmus und Ernährung

Praxis für Naturheilkunde, Sport- und Ernährungsmedizin

Seminare und Workshops zur Gesundheit

Ärztin Petra Walter

Was wir essen und wieviel wir essen spielt eine wesentliche Rolle für unsere Gesundheit. Nun wird aber zunehmend klar: Wann wir essen ist mindestens genauso wichtig.

 

Die Lebensformen auf der Erde haben sich unter dem starken Einfluss eines täglichen Zyklus aus Tag und Nacht, also Licht und Dunkelheit, entwickelt.

 

Dieser stabile Rhythmus bei der Verfügbarkeit von Essen und anderen Umgebungseinflüssen führten bei allen Organismen zur Entwicklung eines etwa 24-stündigem Timingzyklus:  der sogenannte zirkadiane Rhythmus. Dadurch ergibt sich eine Vorausgabe für die täglichen Änderungen im Licht- und Nahrungsangebot auch für den Menschen.

 

So entstand ein Rhythmus aus Nahrungsaufnahme und –pausen. Und genau diese Pausen werden unterschätzt: sie dienen als eine Zeit, in der Reparatur- und Regenerationsvorgänge stattfinden und Stressresistenz aufgebaut werden kann.

Nach der Pause hat der Mensch wieder die Energie und Widerstandskraft, um erneut an Nahrung zu gelangen und sie für die Aktivität zu speichern.

Regenerations- und Reparaturmechanismen (verjüngende Pause) treten fast ausschließlich in dieser Nahrungsaufnahmepause auf und sind damit ein bedeutender Faktor bei der Verlängerung der Lebens- und Gesundheitsspanne. Die Pausen müssen aber ausreichend lang sein (das Ess-Fenster sollte tagsüber nur 8-10 Stunden offen sein).

 

Unter den Bedingungen einer modernen Zivilisationsgesellschaft, hat die 24-Stunden-Verfügbarkeit von Nahrung und Licht den natürlichen Rhythmus des modernen Menschen empfindlich gestört. Die trägt unter anderem zu Stoffwechselkrankheiten bei und beschleunigt den Alterungsprozess mit den typischen im Alter gehäuft auftretenden Erkrankungen (Panda 2018, Michalsen 2019)

 

Frühes Abendessen ist besonders wichtig

 

Die letzte Mahlzeit sollte nicht zu spät eingenommen werden (vor 20 Uhr und 2-3 Stunden vor dem Zubettgehen). Wird erst spät gegessen, kann der Schlaf unruhiger werden, es setzt keine Ketonkörperproduktion ein und auch die sogenannte Autophagie ( im Organismus ablaufender Selbstreinigungsprozess ) startet verspätet.

Das Essen zur falschen Tageszeit, also spätabends, stellt eine ähnliche Belastung für die Verdauungsorgane dar wie ein Jetlag für das Gehirn: Sie werden zur Aktivität gezwungen, wenn sie eigentlich ruhen sollten. Und das Gehirn ist verwirrt: Einerseits fordert die Dunkelheit es dazu auf, das Schlafhormon Melatonin zu produzieren. Andererseits signalisiert die aktive Verdauung, dass es noch Tag sein muss. Und der Stoffwechsel weiß nicht, ob er aufdrehen oder runterfahren soll.

 

Zeitbegrenztes Essen (Time-restricted Eating = TRE)

Beim TRE handelt es sich um eine Form des Intervallfastens oder intermittierenden Fastens. Während jedoch das weitläufig bekannte Intervallfasten auch das Einlegen von ganztägigen Essenspausen ermöglicht, liegt der Fokus beim Time-restricted eating auf der Einhaltung von begrenzten Zeitfenstern – in der Regel zwischen acht und zwölf Stunden –, in denen man die gesamten Kalorien des Tages zu sich nimmt.

Durch das TRE bekommt der Körper also die wichtigen Erholungsphasen. Verdauungs- und Stoffwechselprozesse werden optimiert.

 

Jedes Organ hat seine eigene innere Uhr.

Fein aufeinander abgestimmt und getaktet, arbeiten die Organe und Körperzellen wie ein Orchester zusammen, um die drei wesentlichen Rhythmen des Lebens zu erzeugen: Wachen/Schlafen, Essen/Verdauen und Bewegen/Regenerieren. Nicht alle Körperfunktionen können gleichzeitig stattfinden. Daher empfiehlt es sich eine Form des Intervallfastens (16:8 oder 14:10 Stunden/Fasten:Essen) einzuhalten.

 

Richtig ausgeführt, sind die Fastenintervalle normalerweise ohne große Hungergefühle und Befindlichkeitsstörungen in das Leben zu integrieren und werden daher gut toleriert. Es empfiehlt sich ein gutes Frühstück einzunehmen und das Abendessen nicht zu spät an zu setzen, der Organismus wird es danken und es lohnt sich auf alle Fälle. Der Fokus liegt dabei gar nicht so sehr auf einer Gewichtsreduktion, sondern viel mehr auf der Regeneration und erfolgreichen Reparatur eventuell über den Tag angehäufter Zell- und Organschäden.

 

Viel Erfolg!

Autorin: Petra Walter 

© Behealth 5-2022